Das System kennt die Unternehmenshistorie-natürlich?!

Aus den Erkenntnissen und Fragestellungen unserer ersten Aufstellung mit dem „Glücklichen Atom“ sind wir mit dem 7-S-Modelles von McKinsey in eine neue Runde gegangen – mit einem neuen Fall.

Dabei sind wir insbesondere folgenden Hypothesen nachgegangen:

  • Die Reihenfolge, mit der die Stellvertreter:innen ihre Anker ins Feld führen hat eine Bedeutung! Daher legen wir die Reihenfolge in einer Art Zufallsauswahl fest.
  • Die Anordnung der 7-S-Elemente kann uns nützliche Hinweise für Interventionen in der Aufstellung geben.

Hier unsere Vorgehensweise sowie die wichtigsten Erkenntnisse.

Fall

Im Fokus stand ein IT-Unternehmen, das Software für ein international tätiges Industrie-Unternehmen produziert. Das Unternehmen entstand vor ca. 20 Jahren als Ausgründung aus einem größeren Software-Unternehmen. Vor einigen Jahren wurden Teile der Entwicklung auf SCRUM umgestellt. Derzeit wächst das Unternehmen sehr schnell und es steht eine weitere Transformation an.

Ziel

Ziel der Aufstellungsarbeit war es herauszufinden, in welchen Unternehmensbereichen sich aktuell der größte Handlungsbedarf in Hinblick auf eine agile Transformation zeigt.

Vorgehensweise

  • Vorgespräch mit den beiden Fallgebern einige Tage vor der Aufstellungssession
  • 2-stündige Online-Aufstellung inkl. kurzem Warm-Up und Kennenlernrunde
  • Die Teilnehmer:innen kannten sich untereinander vorher nicht. Die meisten hatten zwar bereits Erfahrung mit Vor-Ort-Aufstellungen, jedoch nicht mit Online-Aufstellungen.
  • Verwendete Technik: PowerPoint und Zoom mit Webcams
  • Der Fall wurde in der Session nur sehr kurz erläutert.
  • Die Fallgeber haben 7 Stellvertreter:innen für die 7 Elemente des Modells gewählt. Zur Abstimmung bezüglich der Auswahl haben sie den privaten Chat genutzt.
  • Verdeckte Aufstellung, bei der die Stellvertreter:innen weder das zugrundeliegende Modell noch das Element kannten, das sie repräsentieren.
  • Die Stellvertreter:innen haben sich anhand von Anker-Symbolen selbst ins Feld geführt.
  • Die Reihenfolge wurde mehr oder weniger zufällig festgelegt. Dazu wurde den Stellvertreter:innen zunächst die unten angefügte Folie gezeigt. Dann durfte jede:r in in der Reihenfolge F bis X ein Symbol wählen. Hinter den Symbolen waren Zahlen in der Reihenfolge 1-7 hinterlegt. Nachdem alle Stellvertreter:innen ein Symbol gewählte hatten, wurden die zugehörigen Zahle „aufgedeckt“.
  • In dieser Reihenfolge wurde dann hereingeführt.

Erkenntnisse

Methodisch

  • Bei der Festlegung der Reihenfolge schienen die Tiersymbole inhaltlich „aufgeladen“ zu sein. Grund für diese Interpretation war zunächst die Beobachtung, dass verschiedene Stellvertreter:innen gerne die gleichen Symbole gewählt hätten. Nach den Gründen für die Wahl befragt, wurden verschiedene Gründe benannt: Stier ist stark, Ich esse gerne Lamm …
  • In der Nachbesprechung mit den Klienten hat sich dann gezeigt, dass die Reihenfolge, die sich durch die Zufallsauswahl ergeben hat sehr genau die Unternehmensgeschickte abbildet. Bei der Ausgründung waren der Stil der Gründungsväter, die Spezialkenntnisse und das Stammpersonal entschieden. Aus dem Stammunternehmen wurden diejenigen Leute mitgenommen, die über die entscheidenden Spezialkenntnisse verfügten. Strategie und Selbstverständnis entwickelten sich erst später. Der Struktur, – also der Aufbauorganisation des Unternehmen – wurde von Beginn an keine große Bedeutung geschenkt. Diese Situation zeigt sich noch heute und wird aufgrund des schnellen Wachstums des Unternehmens zunehmend wichtig.
  • Das hereinführen von 7 Elementen „auf einen Schlag“, d.h. ohne ein Befragung zwischendurch, erfordert extreme Aufmerksamkeit bei Stellvertreter:innen und Aufstellungsleitung. Das kann leicht zu Überforderung führen.
  • Daher sollte man überlegen, Gruppen von Elementen nacheinander hereinführen zu lassen. Die Zusammensetzung der Gruppen kann man z.B. im Vorgespräch mit dem Klienten klären, indem man nach der subjektiven Einschätzung der Bedeutung der Elemente fragt.
  • Alternativ kann man die Reihenfolge auch aus dem Modell ableiten, z.B. zunächst mit Strategie, Struktur und System beginnen und dann sukzessive die anderen Element hereinführen.

Inhaltlich

  • Reihenfolge des Hereinführens der Elemente des 7-S-Modells hat eine Bedeutung.
  • Es ist interessant weiter zu analysieren, inwieweit eine „Zufallsauswahl“ der Reihenfolge bereits bedeutsam für die Aufstellung ist.
  • Die „Atom-Struktur“ eignet sich als eine Art Ordnungsmuster für Interventionen. In diesem Fall die Positionierung von O im Feld nach oben in die Mitte (s. Schlussbild).
  • Es kann hilfreich sein, bei einem Element die Blickrichtung herauszunahmen. Beispiel in dieser Aufstellung ist der Anker P für das Selbstverständnis. Ein Selbstverständnis hat ja nicht per se eine Blickrichtung – anders als ein:e Stellvertreter:in für eine Person. In dieser Aufstellung hatte der Stellvertreter Z für das Stammpersonal dein Eindruck, dass P ihm den Rücken zu dreht. Das hat bei Z zu großen Irritationen geführt. Die Aufstellungsleiterin hat dann beim Anker für P die Blickrichtung gelöscht. Diese Intervention hat im gesamten System zu deutlicher Entspannung geführt. Mehr dazu hier im Blog-Artikel zu „Magischen Ankern“.

Nächste Schritte

In unserer nächsten Session am 2. Juli 2021 von 16.00 – 18.00 Uhr werden wir mit einem anderen Format arbeiten. Es besteht noch die Möglichkeit, einen eigenen Fall einzubringen. Wenn Du eine Fragestellung hast, die bei uns bearbeitet werden will, melde Dich gerne unter info@agileconstellation.de.

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